Geschichte

Ursprünglich entstand die Sitte Kirchen zu weihen, um sie damit dem gottesdienstlichen Gebrauch zu widmen, bereits im 4.Jahrhundert. Die Feierlichkeiten zum Kirchweihfest wurden im 7.Jahrhundert von Papst Gregor I. angeordnet, dem es gefiel, große Mahle mit religiösen Gebräuchen zu verbinden.
So wird die Kirmes in jedem Jahr am ersten Novemberwochenende gefeiert. Sollte auf dieses Wochenende Allerheiligen fallen, wie in diesem Jahr, wird sie eine Woche später abgehalten. An diesem Termin wird seid Jahrzehnten festgehalten. Grund dafür waren die vielen Kirchweihfeste, die übers Jahr verteilt überall auf den Dörfern gefeiert wurden. Schon im 17.Jahrhundert wurden im Vogelsberg Beschwerden reformierter Pfarrer über Burschen laut, die Kirmessen in benachbarten katholischen Dörfern besuchten. Durch das Aufkommen von Branntwein schienen sich Kirmesschlägereien zu häufen. Der Antrag eines Pfarrers, deswegen diese Feste zu untersagen, wurde 1748 zurückgewiesen. Um die häufigen Feste, und die dabei entstehenden Schlägereien einzuschränken, legte der Firstbischof von Würzburg alle Kirchweihen am 6. Februar 1764 auf den Sonntag nach Martini. Damit gab es in seinem Bistum nicht mehr Dutzende über das Jahr verteilte Kirchweihfeste, sondern einen gemeinsamen Termin. In Fulda verlegte Wilhelm Friedrich von Oranien-Nassau am 13. April 1804 mit der gleichen Begründung - des Missbrauchs dieses Festes - alle Kirchweihen auf den Sonntag nach Allerheiligen, also auf Anfang November. Andere Ortschaften im Fuldaer Land feiern jedoch aufgrund der oftmals eisigen Temperaturen im November ihre Kirmes früher.
Da die Kirmes im November gefeiert wird, erhält sie den Charakter eines Erntedankfestes. Das bäuerliche Jahr geht zu Ende, die Ernte ist eingebracht, und der Winter kündigt sich an. In vergangenen Zeiten war der Sommer nicht so wie heute eine Festzeit, sondern es musste sehr hart gearbeitet werden, die Bauern und Knechte hatten nahezu keine Freizeit, und die dennoch freien Stunden nutzten sie dazu, sich auszuruhen. Im Herbst dagegen konnten die Bauern bei der gesetzlich verordneten Erholungszeit für Landmänner den Stress und die Strapazen der Feldarbeit bei einem Fest vergessen und den Erfolg ihrer Arbeit und Mühe feiern.
Ein nicht unbedeutsamer Bestandteil des Kirmesbrauchtums sind die kulinarischen Spezialitäten: Gänsebraten, Krömpelkoche, Mattekoche, Zwibbelsploatz; alles Speisen, die dem Grundsatz gerecht werden: reichlich und sehr schmackhaft, aber
dennoch preiswert. Denn man hatte viele Kinder, und man konnte auf dem kargen Boden des Fuldaer Landes kaum Geld verdienen. Das Kirchweihfest war außer einer etwaigen Hochzeit das einzige Fest im Jahre, an dem Rindfleisch gekocht wurde, sonst gab es immer nur Schweinefleisch. Während sonst das Fleisch stets vom Vater an die einzelnen Familienmitglieder verteilt wurde, machte man an Kirchweih eine Ausnahme: An diesem Tag konnte jeder nach Belieben nehmen – also ein Tag mit weitgehenden Privilegien.
Vier Tage lang, von Freitag bis einschließlich Montag, wird gefeiert, gesungen, getrunken und natürlich getanzt. Auch dies war damals Verordnung, die Feier musste am Dienstag beendet werden.
Für das Gelingen dieses Kirmeswochenendes ist eine Menge Vorarbeit und gute Organisation von Nöten. So beginnen die Tanzproben bereits im Juli, damit die Drei-Reihen auch fehlerlos vorgeführt werden können. Hier werden wir zum einem tatkräftig von unserem Schellebaumträger unterstützt, der in der Mitte des Tanzkreises steht und uns den Takt angibt, zum anderen von unserem Ziehharmonikaspieler, der uns musikalisch begleitet. Die Tradition der zwei Platzknechte besteht nach wie vor in abgewandelter Form. In jedem Jahr wird ein Ploatz- und ein Schnapsknecht gewählt, die mit Hilfe der Ploatz- und Schnapsmagd die Kirmes vorbereiten müssen. Die zwei Platzknechte hatten für Ordnung und Ruhe auf dem Tanzplatz zu sorgen und daher stammt unsere heutige Bezeichnung Ploatzknecht (nicht wie oft angenommen wird von dem Wort Zwibbelsploatz). Unterstützt werden sie durch den Vorstand, der alle vier Jahre wechselt, und aus dem 1. und 2. Vorsitzenden, 1. und 2. Kassenwart sowie dem Schriftwart besteht. Das Ploatz- und das Schnapspaar haben das Sagen. Eine ihrer Aufgaben ist das Einladen der Prominenz: Von der Stadt Fulda den Bischof, den Oberbürgermeister und Bürgermeister und von den Gemeinden Maberzell/Trätzhof die beiden Pfarrer, den Ortsvorsteher, die Leiterinnen des Kindergartens und der Grundschule, sowie die 1.Vorsitzenden der örtlichen Vereine.

 

Zu einer richtigen Einladung gehört natürlich auch Schnaps, der von den Eingeladenen an das Ploatz- und Schnapspaar ausgeschenkt wird. So wurden schon die schönsten Abende daraus. Man konnte das Ploatz- und das Schnapspaar, auf ihrem Weg nach Hause, zu später Stunde, oft durch das Dorf schwanken sehen.
Besagte Prominenz trifft sich dann am Kirmessonntag im Pfarrhaus, um von der Kirmesgesellschaft abgeholt zu werden, die sie zum Tanzplatz geleitet.

Woher kommen die Kirmesburschen und -mädels?
 

Grundsätzlich kann jeder mitmachen der Lust und Interesse hat. Aber die Satzung legt einige Vorschriften fest: Ein Teil des Paares, der Kirmesbursche oder das Mädchen, muss aus Maberzell/Trätzhof kommen, so das die Enge Verbindung der Kirmes zur Gemeinde erhalten bleibt. Des Weiteren sollte das 18. Lebensjahr erreicht sein, in erster Linie wegen des Konsums von Alkohol, dies ist jedoch nicht Vorschrift. Ab dem 35. Lebensjahr scheidet man automatisch aus, der Schellebaumträger und der Musikspieler sind davon nicht betroffen. Damit will man verhindern, dass eine zu große Altersspanne entsteht. Diese Grundsätze wurden in der Satzung festgelegt, die seit 1993 besteht. Seit diesem Jahr ist die Kirmesgesellschaft Maberzell ein eingetragener Verein. Die Anzahl der Pärchen schwankt von Jahr zu Jahr, im Durchschnitt sind es 17 Pärchen, die bei der Größe der Kirmes auch von Nöten sind, denn die Maberzeller Kirmes ist die größte Zeltkirmes im Landkreis Fulda und darüber hinaus.
Im Fuldaer Land war es Brauchtum, die Kirmes vier Wochen vor dem Fest anzutrinken und die Mädchen auszuspielen bzw. zu verlosen. So kamen oft die unmöglichsten Zusammensetzungen heraus, jedoch konnte jeder leicht zu dem Mädchen kommen, das ihm besonders gefiel oder seine Braut war, indem er sie beispielsweise durch eine Bierrund eintauschte.

Wochenendarbeit und -vergnügen

Die Proben finden generell an jedem Wochenende ab Juni/Juli statt. Darüber hinaus sind zwei Samstage von besonderer Bedeutung. Der eine Mitte September, an dem sich die Jungen treffen, um Reisig im Wald für die Backhäuser zu sammeln, und die Mädchen die Schilder malen, die als Werbung in verschiedenen Ortschaften aufgestellt werden. An einem weiteren Samstag, zwei Wochen vor der Kirmes, schälen die Jungen den Kirmesbaum, und die Mädchen haben die Aufgabe die Kränze und die Girlande aus Tannenzweigen zu wickeln, die für den Baum und für das Zelt vorgesehen sind. Ferner treffen sich die Mädchen, um die Girlanden zu basteln, die im Zelt aufgehängt werden und um die Hüte der Burschen zu schmücken. Jedes Mädchen schmückt den Hut ihres Tanzpartners. Dazu werden Federn, Bänder, Pfeifenputzer, Blumen und Stofftiere in den unterschiedlichsten Farben verwendet. Durch diesen Schmuck entsteht ein farbenprächtiger Eindruck und es wird sofort Stimmung bei einem Auftritt verbreitet. Hier halten wir ebenfalls an einem althergebrachten Brauchtum fest. Damals kaufte sich jeder Bursche mehrere Tage vor der Kirmes einen neuen Hut, den er seiner Tanzpartnerin ins Haus schickte. Diese schmückte dann den Hut mit einem teuren, bunten Strauß, dem sogenannten Kirmeszwieck, der reichlich mit Rosmarin durchsetzt war.
Den Freitag vor Kirmes findet mit der Mittelröder Blaskapelle eine Generalprobe statt, sie begleitet die Kirmesgesellschaft seit nunmehr 10 Jahren Sonntags beim Tanz. Das Wochenende vor Kirmes wird begonnen das Zelt aufzubauen, wobei viele freiwillige Helfer aus dem Dorf der Kirmesgesellschaft tatkräftig helfen. An diesem Tag wird auch der Kirmesbaum aufgestellt. In der Zeit, in der der Baum aufgestellt wird, verteilen die Mädchen Schnaps an vorübergehende Passanten oder Autofahrer. Abends findet die Zeltaufbauparty für alle Helfer statt, dabei wird das Aufstellen des Zeltes gefeiert sowie auf das Gelingen der Kirmes angestoßen. Das schönste an der Zeltaufbauparty – da sind sich alle einig – ist die Einweihung der Neuen. Die Jungen bekommen die traditionellen Ritterschläge und die Mädchen müssen lustige Trinkspiele mitmachen. Ab sofort wird eine Woche lang jeden Tag im Zelt gearbeitet. Viele nehmen sich Urlaub, v.a. der Ploatzknecht.

Das Kirmeswochenende

Nach langen Vorbereitungen ist es dann endlich soweit. Die Kirmes beginnt Freitagabend nach Allerheiligen. An diesem Abend findet eine Disco statt. Samstagnachmittag ist traditionelles Zwibbelsploatzessen, der in den Backhäusern eigens gebacken wird und von den Frauen im Dorf gespendet wird. Jeder ist dabei einzigartig. Samstagabend ist eine Rockband für die Stimmung da. Nachdem zwei Abende in erster Linie für die Jugend veranstaltet wurden, wird nun zum alten Brauchtum zurückgekehrt.

Der Kirmessonntag
Am Sonntagmorgen geht die Kirmesgesellschaft zum Gottesdienst. Hier tragen die einzelnen Mitglieder Fürbitten vor:
Heute feiern wir das Weihefest unserer Heilig-Kreuz-Kirche in Maberzell In dieser Messe wollen wir danken für die Geschichte und das Zusammenleben vor Ort. Wir haben immer wieder auch Anlass, Gott um seine Hilfe und seinen Geist zu bitten:
1 Herr wir beten für unsere Gemeinde: Gib den Einwohnern eine gute Zukunft, Sicherheit und Gemeinsinn und lass sie in guter Nachbarschaft unseren Ort und seine Kultur prägen. – Herr, höre uns.
2 Für alle, die in dieser Kirche getauft worden sind und die Sakramente empfangen haben: Lass sie ihren Glauben entsprechend ihrem Lebensalter stets vertiefen und Zeugnis durch ein christliches Leben geben. – Herr, höre uns.
3 Für die Kirmesgesellschaft und ihre Zuarbeiter: Gib uns neue Impulse in unserem Gruppenleben, für die Akzentuierung der Gestaltung der Kirmes, und stärke unsere Glaubwürdigkeit und Gewissenhaftigkeit. Herr, höre uns.
4 Für alle Maberzeller, die durch ihre Kirchenmitgliedschaft, Vereinszuge- hörigkeit und private Aktivität das Brauchtum und das Ortsbild tragen: Gib ihnen die notwendige Anerkennung für ihr Tun und ermutige sie zu weiteren Beiträgen. – Herr, höre uns.
5 Für die Wohltäter dieses Gotteshauses und der Kirchengemeinde: Erhalte sie gesund an Geist, Leib und Seele und schenke ihnen die Freundschaft mit dir und untereínander. – Herr, höre uns.
6 Für die Verstorbenen, die am Ort selbst Jahr für Jahr Kirchweih gefeiert haben: Lass sie teilnehmen am Festmahl des ewigen Lebens. – Herr, höre uns.
Gütiger Gott, wir haben uns zu diesem Festgottesdienst an Kirmes versammelt. Nimm unseren Dank und unsere Bitten entgegen und schenke unserer Zeit deinen Frieden, durch Christus unseren Herrn. Amen.
Dieser Gottesdienst nimmt einen sehr großen Stellenwert für uns ein. So werden wir an den eigentlichen Grund erinnert, warum wir jedes Jahr die Kirchweih feiern und das die Gemeinschaft im Mittelpunkt steht. Denn ohne die vielen freiwilligen Helfer und die Unterstützung der ganzen Gemeinde, wäre dieses Fest in diesem großen Rahmen niemals durchführbar.
Dr. Wolfgang Hamberger , der ehemalige Oberbürgermeister der Stadt Fulda sagte dazu einmal treffend:

Bäm gehört de Kermes? Ons gehört de Kermes!
Bee es de Kermes? Schö es de Kermes!
Mit diesem schon traditionellen Frage- und Antwortspiel werden die Kirmesburschen und –mädchen auf der diesjährigen Zeltkirmes in Maberzell wieder frohgelaunt dokumentieren, welchen Stellenwert dieses Fest nicht nur für sie selbst, sondern für die ganze dörfliche Gemeinschaft hat. Es ist ein sicheres Zeichen für den guten Geist innerhalb der Gemeinde, wenn sich zur Kirmes ganz selbstverständlich alle Gemeindemitglieder, ob groß oder klein, zusammenfinden und so zum Gelingen eines solchen Festes beitragen .
Nach dem Gottesdienst wird ein Foto der Gesellschaft vor der neuen Kirche gemacht. Es bleibt keine Zeit zum Verschnaufen, die Jungen haben noch einiges im Zelt vorzubereiten, während sich die Mädchen herrichten lassen. Pünktlich um 14 Uhr wird sich, nach einer letzten Probe auf der Zeltbühne, vor dem Zelt aufgestellt. Die Aufstellung folgt ebenfalls bestimmten Regeln. Die Blaskapelle und unser Ziehharmonikaspieler laufen vorne weg, gefolgt von unserem Schellebaumträger, es folgen das Ploatz- und das Schnapspaar, danach der Vorstand und die restlichen Pärchen in der Reihenfolge der Jahre, die der Kirmesbursche schon mittanzt. Nun wird unter musikalischer Begleitung und den Kirmesrufen der Burschen und Mädchen vom Zelt zum Pfarrhaus gezogen. Dort kehrt das Plaotzpaar ein, um die Prominenz willkommen zu heißen und sie einen Schluck aus der, mit Wein gefüllten, Läbb machen zu lassen. Die Prominenz läuft nun vor der Kirmesgesellschaft zum Tanzplatz, auf dem sich bereits die Gemeinde versammelt hat. Begonnen wird der Drei-Reihen Tanz mit dem Walzer, danach hält der Ploatzknecht seine Rede und jedes Paar wird mit einem lustigen Spruch vorgestellt. Es folgen der Schottisch und der Herr Schmitt. Zwischen den Liedern kommt der Pfarrer, der Ortsvorsteher, sowie der Oberbürgermeister und Bischof zu Wort, wobei sie nach gehaltener Rede wieder einen Schluck aus der Läbb zu trinken bekommen. In den Jahren wurden die Drei-Reihen durch weitere Tänze erweitert, hinzu kamen: `Wenn de Vodder mit de Modder uf de Kermes geht`, der `Figurenwalzer`, die `Sternenpolka`, der `Wechselrheinländer` und seit 2000 die `Kirmespolka`. Aus zeitlichen Gründen können nicht alle Tänze um den Baum vorgeführt werden. Die Ploatzknecht-Mutter verteilt selbstgemachten Ploatz unter den Gästen und während die Kindergartenkinder einen Tanz aufführen, verteilen die Jungen Schnaps unterm Baum. Nach dem Tanzen ziehen alle mit der Kirmesgesellschaft in das Zelt, dort wartet bereits Kaffee und selbstgebackener Kuchen auf die Zuschauer. Aufgrund der großen Zuschaueranzahl, die in jedem Jahr die Tänze bestaunt müssen die Frauen des Dorfes gut 95 Torten und Kuchen backen, die sie der Kirmesgesellschaft spenden.
Im Zelt werden die Tänze vorgeführt, die unter dem Baum noch nicht getanzt wurden, danach wird Kaffee getrunken. Im Anschluss fordern die Kirmesburschen und -mädchen die Prominenz zu einem Walzer auf. Der Rest des Tages hat die Kirmesgesellschaft frei, so dass ordentlich gefeiert werden kann. Die Mittelröder Blaskapelle wird gegen Abend von einem Alleinunterhalter abgelöst, der in erster Linie Fox spielt.

 

Der eigentliche Festtag war bis Mitte des 20.Jahrhunderts der Montag. An diesem Tag wurden die Plan-Tänze (Drei-Reihen) aufgeführt, da an Sonn- und Feiertagen nach einer Verordnung der Abtei Fulda vom 9.September 1730 ein Tanzverbot bestand. Am 22.November 1752 wurden die Bestimmungen gelockert.
Der Brauch die Drei-Reihen Montags zu tanzen, hat sich wohl aus diesen Gründen bis etwa 1960 gehalten. Außerdem war es in Maberzell bis vor 40 Jahren noch üblich, dass die Mutter des Mädchens den Kirmesburschen Sonntags zum Essen einlud und einen Gänsebraten servierte. Nachmittags wurde gefeiert. Freitags und Samstags wurden die Kirmeskuchen im Backhaus gebacken. Am Montag ging es um 8 Uhr in die Kirche, danach wurde zum Friedhof gewallt. Anschließend gab es Frühschoppen. Nachmittags tanzten die Burschen und Mädchen die Drei-Reihen. An diesem Tag hatten die meisten Leute arbeitsfrei. Am Dienstag wiederholte sich der Tanz, was man heute noch beobachten kann.
Montagabend ist Kesselfleischessen angesagt, die Bimbacher Musikanten, eine Trachtenkapelle mit mehr als 30 Mitgliedern spielt seit mehreren Jahren zum Tanz auf. Die Bedienung an den Kirmestagen übernimmt die Gesellschaft natürlich selbst. Freitags und Samstags wird in Kirmes-T-Shirts bedient, Sonntag übernehmen die Eltern die Bewirtschaftung und Montags bedienen die Burschen und Mädchen in Tracht. Ganz allein geht es auch hier wieder mal nicht, aber viele freiwillige Helfer bieten sich an, so dass kein Engpass entsteht. Allein Freitag und Samstagabend werden rund 50 Mann benötigt um einen reibungslosen Ablauf der Feierlichkeiten zu gewährleisten. Für die Kirmesgesellschaft leider auch ein Wochenende mit sehr wenig Schlaf.
Auch heute noch müssen wir bei der Stadt Fulda für unser Kirmeswochenende eine Ausschankgenehmigung einholen, damals als Bannschankrecht bezeichnet:
Die Fürstäbte von Fulda besaßen das Bannschankrecht, was bedeutete, dass nur sie Wein und Branntwein ausschenken durften. Auch ihre Beamten bekamen als Teil der Besoldung an gewissen Tagen im Jahr dieses als Banngerechtsame bezeichnete Recht zugesprochen. Sie verpachteten es oftmals an die Wirte der sogenannten Amtswirtschaften.
Die Untertanen waren unter anderem durch den Kirchweihplan dazu verpflichtet, während Ehrenzechen, also auch den Kirmessen, Wein in bestimmten Mengen zu trinken, wobei auch die Getränkepreise erhöht waren. Zu Zwisten kam es, wenn nicht genug getrunken wurde und die Wirte mit der Zeche nicht zufrieden waren.
1803 erhielt die Regierung die Bannrechte, die Beamten wurden dafür besser besoldet. Der Großherzog von Frankfurt hob 1810 alle Bannrechte auf. Eine entsprechende Fuldaer Verordnung kam am 25. November 1822 heraus ... wird der Antrag auf Abschaffung der Kirchweihverbindlichkeiten genehmigt.


Die Zeit nach der Kirmes
Montag auf Dienstag ist es Tradition, das die Kirmesgesellschaft im Zelt bleibt und durchfeiert. Auch hier schließen sich viele Ehemalige, Freunde, Gönner aber auch Fremde an, denen es gefällt, wie dieser Brauchtum in Maberzell gefeiert wird. Dienstag morgen um 7 wird der Stadtbus, der die Schüler zur Schule bringt angehalten und fährt uns eine Runde durchs Dorf, danach wird in der Bäckerei eingekehrt, wo ein zünftiges Frühstück auf uns wartet. Der Tradition entsprechend wird dann beim Ploatzpaar und beim Schnapspaar zu Hause eingekehrt, wo ebenfalls für Verpflegung gesorgt ist. Der Weg führt weiter zum Kindergarten und zur Grundschule, in denen Mohrenköpfe an die Kinder verteilt werden und sie Hausauf- gabenfrei bekommen. Danach wird zum Kirmesbaum gelaufen, um den nochmals getanzt wird. Doch damit ist der Tag noch nicht zu Ende. Es wird in der Trätzer Gastwirtschaft eingekehrt, wo man die Kirmes ausklingen lässt.
Und schon wartet wieder Arbeit auf die Kirmesburschen und –mädchen, denn nun muss das Zelt auch wieder abgebaut werden, dafür ist nur von Mittwoch bis Samstag zeit. Den Samstag nach Kirmes wird deshalb die Zeltabbauparty gefeiert.
Ein Helferfest wird 3 Wochen später gefeiert als Dank für die Hilfe und Mühe aller Zutuer. Und nach altem Brauchtum findet eine Nachkirmes statt, die kirmesintern ist und Anfang des darauffolgenden Jahres stattfindet. Damals war eine Nachkirmes wie wir sie feiern unter Androhung von 10 Reichstalern Strafe verboten. Der krönende Abschluss bildet die Kirmesfahrt über Pfingsten und dann wird es so langsam wieder Zeit mit den Proben und der Organisation zu beginnen.

 

Zusammenfassung Ablauf Kirmes

 

Aufbausamstag:

 

Die Jungs treffen sich um 07:00 Uhr morgens am Zeltplatz, um gemeinsam mit unserem Zeltlieferanten das Zelt aufzustellen. Dafür sind nicht nur unsere Jungs alle unabkömmlich, sondern wir benötigen auch zahlreiche freiwillige Helfer, damit das Gerüst sowie der Boden bald steht und die Dachzeltplanen eingezogen werden, und auch schon damit beginnen können, die Seitenwände anzubringen. Je mehr Helfer wir sind, desto mehr kann man an diesen einem Tag schaffen.

 

Die Mädels machen um 09:00 Uhr das Frühstück für die hungrigen Jungs. Nach dem Frühstück fahren die Mädels Routen, um die Schilder bzw. Flyer und Plakate auszuteilen. Zwischen 12 und 13 Uhr gibt es Mittagessen, meistens vom Knittel, Björn (Fuldaer Hof) oder Westerwälder Hof, welches wir wieder gemeinsam zu uns nehmen.

 

Dann bauen die Jungs weiter auf, und die Mädels treffen sich am Kirchplatz, um vorbeifahrende Autofahrer/innen bzw. Fußgänger auf einen Schnaps auf die Kirmes einzuladen. Zwischendurch schmückt man noch die Spitze des Baumes. Abends wird dann eine Uhrzeit bekannt gegeben, zu der die Aufbauparty stattfindet. Die Mädels treffen sich hier immer ca. eine halbe Stunde/ Stunde früher als die Jungs, da die Mädels noch Mädelsparty machen. Dafür braucht man viel Erdbeerlimes! Jedes neue Mitglied muss eine Flasche mitbringen. Und dann geht’s los.

 

Wenn die Jungs kommen, wird dann mit der Einweihung der Neuen begonnen. Zuerst die Mädels, sie müssen in der Regel 3 Spiele absolvieren. Die Jungs bekommen wie immer Ritterschläge von den alten Jungs.

 

Sonntag:

 

Am Tag nach der Party ist natürlich auch wieder Aufräumen angesagt. Wer nicht zum Aufräumen kommt, bezahlt hohe Strafen. Danach geht es wieder ab ins Zelt, um zu schauen, was man machen kann.

 

Montag-Freitag:

 

Dann beginnt die richtige Abbauwoche, wobei sich die, die Urlaub bzw. frei haben, täglich um 09:00 Uhr morgens treffen und ins Zelt gehen. Nach einem kurzen Frühstück geht’s an die Arbeit. Ein Zelttag geht mal so gegen halb 7, oder auch mal erst um halb 10 abends zu Ende. Das schwankt immer, wie weit wir gerade sind oder was gerade anliegt.

 

Jeder der frei hat, kommt dann ins Zelt.

 

Kirmesfreitag:

 

Am Freitag, wo Disco ist, bedienen wir alle in T-Shirts. Die Jungs zapfen meist, und die Mädchen bedienen hinter der Theke. Dabei ist zu beachten, dass immer richtig gerechnet werden muss. Auf Gläser gibt es Pfand. Seit letztem Jahr haben wir eingeführt, dass unsere Gäste ein farbiges Band bekommen. So kann man minderjährige (unter 16 Jahre) Gäste leichter erkennen.

 

Wir bedienen solange, bis irgendwann die Kasse zugemacht wird. Dann wird der gröbste Dreck im Zelt beseitigt. Das wichtige ist: Die Kirmesgesellschaft verlässt gemeinsam und als letzter das Zelt!!! Erfahrungsgemäß passiert dies so zwischen 5 und 6 Uhr morgens.

 

Kirmessamstag:

 

Dann schlafen wir ein paar Stündchen, bis wir uns am Samstag wieder um 13 Uhr mittags im Zelt treffen.

 

Es gibt Ploatz und Kuchen, und da bedienen wir auch wieder. Jeder darf dann schichtweise kurz nach Hause, um sich frisch zu machen, und dann geht abends Live Band los. Ab 21:00 Uhr ist Einlass. Dort bedienen wir auch wie Freitag bis ca. 5 oder 6 Uhr, bis die letzten raus sind.

 

Kirmessonntag:

 

Dann ist ja schon der schöne Sonntag, und dort ist um 10:00 Uhr Gottesdienst. Wer nicht zur Kirche erscheint, zahlt 50 Euro!!!! Die Strafe ist so hoch angesetzt, weil die Kirmes nicht nur mit Feiern und Trinken und Spaß zu tun hat, sondern natürlich auch der traditionellen Kirchweih. (Nachzulesen in: Definition der Kirmes).

 

Nach der Kirche gehen die Mädels zum Friseur und lassen sich die Haare machen. Zur Zeit ist das bei Kömpels. Die Friseurinnen bekommen von uns immer ein Geschenk, weil sie dafür kein Geld nehmen.

 

Dann geht’s gleich wieder zum Zelt, weil wir von dort aus zum Baum laufen, mit der Musikkappelle und dieses Jahr auch mit den alten Ploatzknechten, wegen dem Jubiläum.

 

Dann wird unterm Baum getanzt, die Sprüche für die einzelnen Pärchen vorgelesen, ein paar Reden gehalten, Schnaps verteilt, um danach wieder ins Zelt zu laufen.

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